„ …bevor die nächsten Handwerke verschwinden“

Die Kreativwirtschaft – wie es jetzt so schön heißt – muss mehr auf sich aufmerksam machen. Zu den kreativen Handwerkern gehören neben Fotografie und Restaurierung auch die Gold- und Silberschmiede. Viele der Meister in diesen Gewerken sind Einzelkämpfer.

Deshalb brauchen wir die Unterstützung der Handwerkskammer, um gehört und vor allem wahrgenommen zu werden. Ich erinnere mich noch gern an den Anfang der 90er Jahre. Die Handwerkskammer organisierte damals Messestände auch in den alten Bundesländern. Ich war damals mit meiner lebenden Werkstatt mit dabei. Dadurch war es mir möglich, mich einem breiten Publikum zu präsentieren. Das vermisse ich heute. Viele Gewerke sterben einfach aus. Wie viele Buchbinder sind denn aktuell noch registriert? In Weißenfels gibt es z.B. keinen Graveur mehr. Auch traditionell arbeitende Goldschmiede werden immer weniger. Vier Goldschmiedelehrlinge gibt es im gesamten Kammerbezirk, kein Einziger hat dieses Jahr eine Lehre angefangen. In der Goldschmiede-Innung Sachsen-Anhalt steht die Mehrzahl der Mitglieder kurz vor der Rente. (…) Der einzelne Handwerker schafft es zu wenig, dem Konsumenten in dem erforderlichen Maße den Unterschied zwischen hochwertiger Handwerksarbeit und billiger Massenware aufzuzeigen. Der ein oder andere hat sich zwar seine Nische geschaffen, in der er erfolgreich arbeitet, das reicht jedoch zur Wahrnehmung des Handwerks als Kreativzentrum bei weitem nicht aus.

Wir müssen uns starkmachen, und zwar bevor die nächsten traditionellen Handwerker verschwinden. Dazu brauchen wir euch, die Handwerkskammer.

Goldschmied Jens Fischer, Weißenfels, Obermeister der Goldschmiede-Innung Sachsen-Anhalt aus Deutsche Handwerkskammer Zeitung (DHZ) 26. Oktober 2012, Rubrik: das ist meine Meinung