AUSSTELLUNGSHINWEIS „generell frisch“ Neuzugänge des BBK Sachsen-Anhalt

Das Ausstellungsformat »generell frisch« geht in die zweite Runde. Die Neuzugänge des Berufsverbandes Bildender Künstler Sachsen-Anhalt e. V. (BBK) sind vom 11. September bis 15. November im Stadtmuseum Halle zu sehen. In den Räumen der ehemaligen Druckerei werden 15 künstlerische Positionen präsentiert, die hinsichtlich ihrer vielfältigen Professionen, Ausbildungen und Alter eine außerordentliche Bandbreite aufweisen.

Neben Arbeiten der Schmuckgestalter Martina Röhrig, Mareen Alburg-Duncker und Wolfram Zausch werden dem Besucher Fotografien von Marcus-Andreas Mohr und Stefan Scholz, aber auch Keramik und Porzellan von Lisa Elze und Harald Röhrig geboten. Die Buchgestalterin Annegret Frauenlob wird ihre Buchkunst und Sylvia Walther ihre Kalligrafien zur Ansicht geben. Bronzen der Bildhauerin Grit Berkner werden ebenso zu sehen sein wie Arbeiten der Filmemacherin Barbara Šalamoun und großformatige Gemälde von Kerstin Alexander und Kathrin Hänsel. Gleichfalls ausgestellt werden Grafiken von Christine Heinemann und der Künstlerin Marija Falina, welche an der Schnittstelle zwischen Malerei und Grafik arbeitet.

Der BBK Sachsen-Anhalt ist die Berufsvertretung freiberuflich-professionell tätiger Künstlerinnen und Künstler in Sachsen-Anhalt. Derzeit sind darin 240 Mitglieder organisiert.
Ihre Arbeitsbereiche umfassen Grafik, Grafikdesign, Malerei, Skulptur, Keramik, Installation, Schmuck, Textil und Mode, Konzeptkunst – vielfältige Formen visueller und haptischer Kommunikation mit allen Zwischenformen bildkünstlerischer Gestaltung.
Der BBK Sachsen-Anhalt zielt mit seinen Initiativen auf den Ausbau öffentlicher Arbeitsfelder für Künstler, u.a. besonders in den Bereichen Bauen (Kunst am Bau, Kunst im öffentlichen Raum) und Kultureller Bildung (Künstler in Schulen).

 

Ausstellungszeitraum

11. September bis 15. November 2015
 im Stadtmuseum Halle

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10–17 Uhr

Ort: Stadtmuseum Halle
Große Märkerstraße 10
06108 Halle (Saale)
www.stadtmuseum.halle.de

Weitere Informationen zur Ausstellung unter
www.facebook.com/generellfrisch2015



 

Rahmenprogramm

Kuratorinnenführungen
Sonntag, 27.9.2015 um 14 Uhr
Sonntag, 15.11.2015 um 14 Uhr


Workshop »frische Farben–frische Perspektiven«
Experimentieren mit Linien und Farben. Mit den freischaffenden Künstlern Marija Falina und Stefan Scholz.
Samstag, 10. Oktober 2015, 14 – 17 Uhr
Teilnahmegebühr inkl. Material: 20€ Kinder / Jugendliche, 25€ Erwachsene
Teilnehmeranzahl begrenzt.
Anmeldung mit Altersangabe bitte bis 5.10.2015 an: marija.falina(at)gmail(dot)com.

 

Eröffnungsrede

»Sehr verehrte Gastgeber, liebe Frau Unger, werte Gäste, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Frau Dr. Marquard.

Ich begrüße Sie im Namen des Berufsverbandes Bildender Künstler.

Der Titel dieser Ausstellung »Generell Frisch« klingt wie eine Prophezeiung, wie ein Versprechen. Wie ein Gemüseladen werben könnte, werben wir mit dieser Ausstellung für bildende Kunst und für den Berufsverband Bildender Künstler. Das klingt verlockend, macht neugierig und Appetit auf sozusagen frische Künstler, frische Positionen bildender Kunst, frische Mitglieder des Berufsverbandes.

Ich bedanke mich für Ihr unkompliziertes Angebot Frau Unger, diese Ausstellung hier wiederum präsentieren zu können.

Ich bedanke mich für Ihre Begrüßung Frau Dr. Marquard, bedanke mich bei den Künstlerinnen und Künstlern die Ihre Arbeiten hier zeigen und an dem Aufbau der Ausstellung beteiligt waren. Und besonders bei Ruth Heftrig, Juliane Aleithe und Ihre Helfern, die diese Ausstellung geplant, organisiert und aufgebaut haben! Und ich danke der Stadt Halle und dem Land Sachsen-Anhalt für Ihre Unterstützung.

Es ist wirklich ein Anlass zur Freude, und lassen sie mich desshalb über Umstände reden die mich am heutigen Abend, hier zur Eröffnung der zweiten Ausstellung »Generell Frisch« besonders freuen.
Eine Vielzahl spannender und interessanter Positionen bildkünstlerischer Arbeit die wir hier in dieser Ausstellung erleben dürfen. Ebenso vielfältig wie die Spielarten bildender Kunst, ebenso vielfältig wie die Zahl der beteiligten Künstlerinnen und Künstler. Das, vor allem, ist mir und hoffentlich Ihnen, liebe Gäste ebenfalls, ein persönliches Vergnügen.
Diese Versammlung künstlerischer Positionen, wie wir Sie in dieser Ausstellung zeigen, stellt keine Auswahl dar. Es ist eine heterogene Zusammenstellung, denn alle hier vertretenen 15 Ausstellerinnen eint zu diesem Anlass einzig der Beitritt zum Berufsverband Bildender Künstler. Und dies ist der zweite Anlass meiner Freude, und lassen Sie mich bitte, liebe Gäste, diesen Anlass etwas ausführlicher beleuchten.

Die Entscheidung dem Berufsverband Bildender Künstler beizutreten verstehe ich zum einen als einen Ausdruck der Hoffnung auf Unterstützung bei der Ausübung eines -zugegebener Maßen, in verschiedener Hinsicht schwierigen und komplizierten Berufes-, als einen Vertrauensvorschuss, der uns als Berufsverband auch verpflichtet, als Hoffnung auf ein Netzwerk, auf den Zugang zu erforderlichen Informationen und Kontakten und auf eine »Rückendeckung« in rechtlichen und sozialen Belangen. Ich verstehe den Beitritt in den Berufsverband aber auch als Bereitschaft mitzutun, sich solidarisch zu fühlen, sich für die Interessen dieser Berufsgruppe einzusetzen und zu engagieren.
Es ist, wie wir wissen, keine Selbstverständlichkeit, dass Künstlerinnen und Künstler sich um die Aufnahme in den Berufsverband bewerben. Mit ca. 250 Mitgliedern, (Tendenz steigend) vertreten wir etwa ein Drittel der in Sachsen-Anhalt lebenden und arbeitenden Künstlerinnen und Künstler.

Was erwarten Sie von diesem Verband, fragen wir die Bewerber bei jedem Aufnahmegespräch. Und was bekommen Sie dann, was haben sie davon Mitglied dieser Interessenvertretung zu sein, fragen wir uns vier, im Verbands-Vorstand.

Welche Gründe, so die berechtigte Frage gibt es also dem Berufsverband beizutreten?

Der BBK Sachsen-Anhalt ist einer von insgesamt 14 Landesverbänden, deren Interessen auf Bundesebene durch den Bundesverband Bildender Künstler vertreten werden. Mit seinen insgesamt 10.000 Mitgliedern ist dies der größte Künstlerverband in Europa. Das gibt dem BBK Kraft und Gewicht, die Anliegen und Interessen der Künstler wirkungsvoll zu vertreten und durchzusetzen, in der Öffentlichkeit, gegenüber den zentralen und regionalen Kulturgremien, den Verwaltungen, den Ministerien, bis hin zum Deutschen Bundestag und seinen Ausschüssen.
Über die Internationale Gesellschaft der Bildenden Künste (IGBK) sind wir durch den Bundesverband gut vernetzt und angebunden, u.a. in der International Association of Art (IAA) und durch die Mitarbeit in den Organisationen European Council of Artists (ECA) und Culture Action Europe (CAE).

Ganz wichtig ist auch unsere Interessenvertretung durch den BBK in der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst, durch welche die Urheber- und Folgerechte der bildenden Künstler gegenüber den Verwertern und Nutzern im In- und Ausland vertreten werden. Hier ist auch die Stiftung Sozialwerk der VG Bild-Kunst angesiedelt, die Künstlern in Notlagen oder im Alter mit den Mitteln der Stiftung (aus Erträgen der VG Bild-Kunst) unterstützt.
Der Bundesverband vertritt die Künstlerinteressen im Deutschen Kulturrat, im Beirat der Künstlersozialkasse (KSK) und in Stiftungen wie der Stiftung Kunstfonds u.a.m.
Über Jahre hat der BBK an der Verbesserung der beruflichen Rahmenbedingungen für Künstler mitgewirkt, wie z.B. bei der Realisierung der Künstlersozialversicherung ebenso wie bei der Durchsetzung und Beibehaltung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes für Kunst.
Nicht anders auf der regionalen Ebene. Hier ist es unser Landesverband, der mit seinem Vorstand, der Geschäftsstelle und einzelnen Arbeitsgruppen als wichtige Schnittstelle und Umschlagplatz für Informationen, Anregungen und Ideen fungiert.
In unserer Geschäftsstelle finden Mitglieder ganz persönliche Hilfe und Beratung z.B. in steuer-, versicherungs- und arbeitsrechtlichen Fragen, zum Thema Kunst und Bauen, zur Projektarbeit und auch in sozialer Notlage. Hier gibt es Ansprechpartner und Kontakt für die örtlichen und regionalen Kulturverwaltungen und Einrichtungen, das Kultusministerium und verschiedene Partner bei der Vorbereitung und Durchführung von Projekten. Die Vermittlung von Kompetenz aus dem Kreis der Mitglieder wird regelmäßig in Anspruch genommen durch unterschiedliche Interessenten und potenzielle Auftraggeber, in Beiräten, für Gutachten und in Bildungseinrichtungen (z.B. »Künstler an Schulen«) u.a.m.
Informationen zu Ausschreibungen, Ausstellungen und Projekten kommen von hier über die Mitteilungsblätter, unsere Homepage, per Newsletter oder E-Mail und in dringenden Fällen auch telefonisch zu uns, den Verbandsmitgliedern.

Konkret steht nun auf unserem Arbeitsplan:

  • Schaffung von Kompetenzen beim Umgang mit Künstler- Vor- und Nachlässen
  • Wir bemühen zum Thema Kunst am Bau, um die verbindliche Umsetzung der Richtlinie K7 für Bauten der öffentlichen Hand, sowie intensiv um das Zustandekommen einer retrospektiven Ausstellung im Rahmen des Bauhausjubileums 2019
  • Die konkrete Bedürftigkeit von bildenden Künstlern ist uns ein konkretes Anliegen, Ihre soziale Situation und deren Auswirkungen auf die künstlerische Arbeit, wir sind zusammen mit Soziologen der MLU dabei ein Evaluationsprojekt anzustoßen, das auf diesem Gebiet Quantitative und Qualitative Größen ermitteln soll, die helfen können eine Verbesserung der Bedingungen für Künstlerinnen und Künstler in Sachsen-Anhalt herbeizuführen.
  • Wir wirken mit an Kulturpolitischen Initiativen wie dem Kulturkonvent und ihm nachfolgend der Kulturkonferenz, und anderen vielen regionalen oder kommunalen Initiativen wie hier in Halle

Vor welchem Hintergrund arbeitet der Verband und welcher Spielraum kann er nutzen? Ganz kurz hole ich noch einmal aus:

Eine Berufsvertretung vertritt im allgemeinen die spezifischen Interessen einer Berufsgruppe in der Öffentlichkeit und in der Verwaltung und bei jeder Gelegenheit. Üblicherweise können Vertreter genauso wirkungsvoll Interessen vertreten wie sie mit Arbeitsmöglichkeiten ausgestattet sind. Nun aber, die Ausstattung der Vertretung einer Berufsgruppe die in dieser Gesellschaft mit durchschnittlich 11T€ Jahreseinkommen zu den Geringverdienern zählt, wen würde ich mit dieser Information überraschen, diese Austattung ist wirklich minimal. Diesen Umstand muss jeder berücksichtigen, der damit argumentiert, dass Interessenvertreter natürlich von denen bezahlt werden sollten dessen Interessen er vertritt, wie das bei anderen Berufsgruppen wie Rechtsanwälten, Ärzten, oder allen Handwerksberufen üblich ist. Überlassen wir es also dem Markt, so folglich die überwiegende Meinung der Politiker in Sachsen- Anhalt und unseres Landtages in Magdeburg.

Sehen Sie nach, im Koalitionsvertrag zwischen Landes CDU und SPD stand es genau so, von 2006 bis 2011, und im neuen, jetzt geltendem Vertrag wurde bildende Kunst erst gar nicht mehr erwähnt. Kulturpolitik überhaupt wird in der Praxis der Legislative, also diesem Landtag, wenn, dann lediglich aus der Opposition heraus betrieben. Und das seit Bestehen der Großen Koalition in Magdeburg, also seit 2006!
Selbst das Auftauchen des Begriffes »Kreativwirtschaft« und die Erkenntnis das es sich in der Kultur auch um Arbeitsplätze um Erwerbs- Arbeitsplätze und um Wertschöpfung handelt, hat an der Wertschätzung für Kultur- und Kunst- Arbeitsplätze in diesem Land nichts geändert.
Im 2013 erschienen Landeskulturkonzept wird lediglich von der Kreativwirtschaft als solcher gesprochen, bildende Kunst wird nicht erwähnt. Von Kreativwirtschaft wird hier vor allem in den Zusammenhang mit Wirtschaftskraft und Rentabilität gesprochen.
Wen wundert es das wir so da stehen, wie wir da stehen. Das, trotz der vor diesem Hintergrund, bescheidenen Aussicht auf effektive Unterstützung und einer wirkungsvollen Interessenvertretung Kolleginnen und Kollegen zu uns finden, und trotzdem Teil nehmen wollen an dem Unterfangen herauszutreten aus der Einzelkämpferschaft des Künstlerberufes, darüber freue ich mich heute und jedes mal, wenn wir ein neues Mitglied im Berufsverband begrüßen.

Und noch einmal: Wir sind an laute Stimmen, an aggressive Werbung auf dem Marktplatz der freien Wirtschaft gewöhnt, und daran das eben jene die sich ständig zu Wort melden auch die ersten sind die wahrgenommen und oft auch unterstützt werden. Das sind die Regeln des Marktes die die leisen Stimmen niederschreien und emporheben was eigentlich mit ihrer Bedarfsorientiertheit schon nicht mehr Kunst ist.

Die leisen Töne, die stillen Arbeiten, die entdeckt werden wollen und -müssen, die Ihre Ausstrahlung einer Präsenz verdanken, diese seltenen Objekte, sind die spannenden, meistens die spannenderen Positionen.

Eine gute Gelegenheit für solche Entdeckungen bietet diese Ausstellung, die wir heute Abend hier im Stadtmuseum eröffnen.

Und zuletzt, freue ich mich auf die Begegnungen, nachher auf unserem Fest, das durch vielfältige Unterstützung ermöglicht wurde.«

Daniel Priese am 12. 9. 2015, Bildhauer, Vorstand des BBK Sachsen-Anhalt e.V.